„Geschmack ist eine Evolution“

Unter dem Titel „What’s next?“ startete Aiways eine Interviewreihe mit Gesprächspartnern aus Industrie, Wirtschaft und Politik. Der achte Gesprächspartner ist Bernard Proot, Chocolatier, Konditor und Inhaber von Chocolatier Del Rey in Antwerpen, Belgien. Mit Aiways Geschäftsführer Dr. Alexander Klose unterhielt er sich vor allem über Geschmack und warum Erfolg das Ergebnis von sorgfältiger Arbeit und steter Evolution ist.

  • Ein Gespräch mit Chocolatier Bernard Proot, Inhaber von Del Rey Chocolate ​ aus Antwerpen, Belgien
  • Schokolade machen können viele, gute Schokolade nur wenige
  • Nicht nur Geschmack ist eine Evolution, alles ist eine Evolution
  • Etwas Neues muss gut sein, egal was oder woraus es ist

 

Herr Proot, wie widerstehen sie der täglichen Versuchung ständig die eigene Schokolade, Törtchen und Kuchen zu probieren?

Bernard Proot: „Gar nicht. Ich esse viel zu viel. Es fällt mir wirklich schwer da Mass zu halten, doch es geht eben um mehr als naschen. Es geht um die Liebe zum Produkt, um das Ausprobieren der eigenen Kreationen und um die Komposition von Neuem. Ich muss also schon rein aus beruflicher Natur der Versuchung nachgeben.“

 

Etwas „Neues“ komponieren – hier wären ein paar Hintergründe spannend? Was unterscheidet den Entwicklungsprozess von Schokolade und einem Automobil?

Dr. Alexander Klose: „Ich denke eine ganze Menge. Vor allem der Entwicklungszeitraum. Bis ein neues Automobil den gesamten Entstehungsprozess durchlaufen hat wäre ein Kuchen sicher schlecht und das Eis längst geschmolzen. Aber Spass bei Seite, wir bei Aiways fahren hier im Vergleich der Branche ein sehr hohes Tempo. Wir nutzen die Effekte ein kleines Unternehmen und ein agiles Team zu sein. Dazu kommt unser Anspruch kundenorientierte Lösungen zu bieten. Was in manchen Fällen bedeutet, dass wir mit externen Partnern und Spezialisten zusammenarbeiten können, die ihrerseits bereits eine Lösung anbieten können. Das reduziert nicht nur die Entwicklungszeit, sondern verbessert auch noch das Ergebnis. Am Ende sprechen wir aber dennoch von Jahren bei der Entstehung und nicht von Monaten oder Tagen.“

Bernard Proot: „Das ist bei uns gar nicht so unterschiedlich. Auch wenn es vielleicht nicht Jahre sind, so braucht die Entwicklung einer neuen Kollektion dennoch mindestens ein gutes Jahr. Man mag das von aussen kaum nachvollziehen können, aber bei der Schokolade ist es etwa so wie bei der Mode. Wir denken in Kollektionen. Was ist ein Trend, was passt wozu und wie kombiniert man es dann am besten? Und nach der Entwicklung der einzelnen Geschmacksrichtungen und dem Zusammenfügen der Kompositionen geht es am Ende ganz simpel um die Produktion und den Versand. Allein für den Valentinstag in Japan versenden wir vier Übersee-Container mit mehr als 20 Paletten und etwa einer Million Pralinen. Das ist schon in Sachen Logistik eine Herausforderung für uns und bedarf einer peniblen Planung.“

 

Was macht ihren Erfolg aus?

Bernard Proot: „Unser Erfolg ist unsere Qualität. Del Rey ist seit über 70 Jahren der Inbegriff an Handwerkskunst in Sachen Pralinen, Schokolade und Gebäck. Seit fast 30 Jahren gehören wir ohne Unterbrechung dem „Relais Dessert“ an, einer Organisation der 100 besten Konditoren und Patissiers der Welt und unser Team besteht aus den Besten ihres Fachs. Mit Gunther van Essche konnte eines unserer Teammitglieder sogar den „Coupe du Monde de la Patisserie“, also die Konditoren-Weltmeisterschaft gewinnen. Doch das Gewinnen von Preisen und Titeln ist gar nicht das vorrangige Ziel unserer Arbeit, es ist vielmehr das Ergebnis. Es geht uns vor allem um das Produkt selbst. Wir stellen immer die Zutaten selbst in den Mittelpunkt, versuchen das Beste aus ihnen herauszuholen und sie so prägnant wie möglich einzusetzen. So kommt man oft auf neue Kombinationen des Geschmacks. Es entsteht damit nicht nur immer etwas Gutes, sondern immer auch etwas Neues.

Dr. Alexander Klose: „In der Kombination von Zutaten kennen wir uns auch aus. So stehen etwa unser Aiways U5 und das kommende SUV-Coupé U6 auf einer gemeinsamen Plattform. Von aussen sind es völlig unterschiedliche Produkte, unter dem Blech findet man aber Gemeinsamkeiten. Unseren Ingenieuren und Entwicklern sind aber natürlich Grenzen gesetzt, nicht alles passt immer überall. Jedes Modell braucht deshalb seine eigenen Entwicklungs- und Abstimmungszyklen.“

Bernard Proot: „Das ist bei uns nicht anders. Allerdings haben wir da sicher mehr Freiheiten, weil Geschmack eine Evolution ist. Früher etwa waren salzige Desserts und Pralinen undenkbar – heute gehören sie zum Mainstream. Durch den Wandel des Geschmacks eröffnen sich immer wieder neue Kombinationen und Richtungen. Wenn man erfinderisch ist und gerne ausprobiert, dann findet man auch mit dem immer gleichen Baukasten an Grundzutaten immer wieder spannende neue Geschmacksrichtungen.“

 

Wie muss man sich diesen kreativen Prozess vorstellen?

Bernard Proot: „Versuch und Irrtum. So banal das auch klingen mag, aber man muss es einfach ausprobieren. Natürlich wird man immer besser, je mehr Erfahrung man hat. Einige Kombinationen kann man deshalb schon im Vorfeld ausschliessen, andererseits ist es gerade der Reiz der Überraschung, der oft eine neue Idee bringt.“

Dr. Alexander Klose: „Stehen Sie bei der Kreation dann tatsächlich in der Küche und probieren einfach darauf los? Das stelle ich mir sehr spannend vor – und völlig gegensätzlich zum Vorgehen in unserer Industrie. Bei uns steht zu Beginn immer das Lastenheft. Jeder Entwicklungsschritt muss eine klar definierte Vorgabe erfüllen.“

Bernard Proot: „Sowohl als auch. Natürlich bin ich gerne noch Teil der Entwicklungsarbeit und stehe selbst in der Küche, doch auch bei uns fängt die Arbeit deutlich früher an. „Lastenheft“ würde ich es jetzt nicht direkt nennen, aber die neuen Kreationen müssen beispielsweise zu einem Thema, einem besonderen Anlass oder einer speziellen Komposition passen. Diese definieren dann meist schon relativ klar in welchem Geschmacksdimensionen man sich bewegen kann. Aber gerade diese Kombinationen findet man mitunter auch ganz woanders, als in der Küche. Ich sammle etwa gerne auf langen Autofahrten Ideen. Je länger die Fahrt, desto mehr verliere ich mich in Gedanken an neue Zusammenstellungen und Kreationen. Die Kunst ist dann vor allem sich später noch an alle Einfälle zu erinnern.“

 

Was sind die Trends in ihrer Industrie und wie begegnen Sie ihnen?

Dr. Alexander Klose: „Automatisiertes Fahren und vernetzte Fahrerassistenzsysteme sind auf jeden Fall Trends bei uns, die auch Ihnen zugutekommen dürften auf ihren Fahrten. Ich sehe darin aber keine Trends, sondern vor allem langfristige Entwicklungen, die der Automobilbranche eine völlig neue Richtung geben. Wir bei Aiways produzieren beispielsweise alle Fahrzeuge auf rein elektrisch angetriebenen Plattformen. Auch in Sachen Infotainment, Konnektivität und Fahrerassistenz sind wir fokussiert und zukunftsorientiert. Wir sehen uns als Mobilitätsanbieter und wollen kundenorientierte Lösungen schaffen, die Nutzen bringen, keine Trends abbilden.“

Bernard Proot: „Das finde ich sehr spannend. Denn so handhaben wir es auch bei Del Rey. Trends kommen und gehen, doch das Produkt muss stimmen. Für uns ist deshalb Nachhaltigkeit und Veganismus kein zeitgeistiges Thema, sondern etwas von Dauer. Denn es ist egal ob ein Produkt vegan ist oder nicht, es muss schmecken. Das ist für uns der einzige Gradmesser. Natürlich ist es eine Herausforderung für uns Produkte ohne Ei, ohne Zucker und ohne Kuhmilch herzustellen. Aber gerade das ist doch der Reiz. Und wie schon gesagt, am Ende ist Geschmack immer auch eine Evolution.“

 

 

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